Hallo Raven,
warum willst du dir von Anfang an so einen Zwang auferlegen?
Du wirst zunächst mal wahrscheinlich wie die meisten Spinnanfänger schwangere Regenwürmer spinnen. Das ist normal und gehört dazu. Viele Spinner wünschen sich irgendwann, sie würden so ein "Artyarn" wieder spinnen können, spinnen dann aber irgendwann nur noch hauchdünn.
Ich war auch eingefleischte Strickerin, bevor ich vor fünf Jahren zum Spinnen gekommen bin. Und aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es nicht gut tut, die Ziele am Anfang zu eng zu setzen. Lass die neue Technik erst mal auf dich wirken. Spinnen ist toll und nach ein paar Anfangsschwierigkeiten viel entspannender als stricken. Der Weg ist das Ziel. Und nebenbei wirst du nach und nach wunderbare Wollen produzieren. Spinnen ist nicht nur Mittel zum Zweck, um Strickwolle zu produzieren, sondern auch etwas wunderbares Eigenständiges.
Mit was für einem Kammzug möchtest du beginnen? Wir machen öfters mal Mitmach-Spinnaktionen mit unserer Spinngruppe in einem Museum. Dort wird erst mal mit gefachtem Garn zwirnen geübt, dann geht es an die wolligen Fasern. Wir bieten dafür Coburger Fuchsschaf Kammzug an, der verhakt sich leicht und ist sehr anfängergeeignet. Wir gehen in der Regel
so vor. Merino Kammzug kann für Anfänger eine WQual sein, da er sehr glatt ist und schnell aus den Fingern gleitet, dafür braucht man ein wenig Übung. Die Lauflänge eienr fertigen Wolle ist auch von der Wollfaser abhängig. So wirst du aus 100 g Merino viel mehr Lauflänge bekommen als aus 100 g Coburger Fuchsschaf, da hier die Fasern etwa doppelt so dick sind. Und die Vielfalt an Fasern ist wirklich unglaublich, es gibt ca. 800 Schafsrassen weltweit und Tausende von Mischlingsformen. Die Wolle variiert nicht nur von Rasse zu Rasse, sondern auch von Tier zu Tier innerhalb einer Rasse, das ist seeehr spannend. Lass es also erst mal auf dich wirken, du bist gerade dabei, ein faszinierendes neues Wissensgebiet und ein tolles Hobby zu erschließen.
Solltest du Gefallen am neuen Hobby haben, so gibt es erst mal gute Quellen für gebrauchte Spinnräder, z.B.
Marianne oder perfekt überarbeitete bei
Hans van Ee. Uns fallen selber schon mal gebrauchte Spinnräder in die Hände, und das beste Ashford Traditional, das ich je gesponnen habe, war ein etwa 40 Jahre altes Spinnrad, das wir überarbeitet haben. Alter bedeutet bei Spinnrädern nicht unbedingt, dass sie in der Leistungsfähigkeit nachlassen, das Gegenteil kann sogar der Fall sein.
LG Brigitte